Glaskunst aus Venedig

Massimo Micheluzzi gehört zu den bedeutendsten mit Glas arbeitenden Künstlern unserer Zeit. Seine Arbeiten zeichnen sich durch ein hohes Maß an künstlerischer Fertigkeit und Verständnis für den Umgang mit dem fragilen Material Glas aus. Dem Künstler gelingt es, Tradition und Moderne in immer wieder neue Formen zu überführen, die weltweit Beachtung finden und zu den exquisitesten Glasobjekten der zeitgenössischen Glasproduktion gehören.

Micheluzzi wurde 1957 in Venedig geboren und studierte dort zunächst Kunstgeschichte. Parallel dazu arbeitete er im Geschäft seiner Familie, das Glaskunst und Antiquitäten vertrieb. 1993 begann er, Laura de Santillana bei der Produktion ihrer Glaskunst zu unterstützen. De Santillana ist die Enkelin des berühmten Glaskünstlers Paolo Venini, der sie in die jahrhundertealte Tradition der Herstellung des venezianischen Murano Glases einweihte. Dieses Wissen gab Santillana an Micheluzzi weiter. So zählt Micheluzzi heute zu den wenigen Künstlern, die noch die seit der römischen Antike bekannte Murrina-Technik beherrschen, für die das Murano Glas einst weltberühmt wurde. Bei dieser Technik werden Glasstränge in verschiedenen Farben hergestellt und miteinander verschmolzen. Im Querschnitt ergeben sich so bunte Muster. Anschließend werden die Stränge in Scheiben geschnitten. Diese Murrine können nun durch Erhitzen mit anderen Scheiben auf vielfältige Art neu miteinander verbunden und in unterschiedliche Formen gebracht werden.

Das zweite traditionsreiche Designverfahren, mit dem Micheluzzi arbeitet, ist die sogenannte Battuto-Technik. Beim Battuto-Verfahren (ital. für „gestoßen“) wird die Glasoberfläche mit vielen unterschiedlich ausgeprägten Abschleifungen und Glasschürfungen bearbeitet. Dadurch wirkt die Glasstruktur, als sei sie eine mit Werkzeugen bearbeitete Metallfläche.

Micheluzzis zauberhafte Werke aus Glas verbinden die Eindrücke der Umgebung, in der sie entstanden sind, mit zeitgenössischer internationaler Ästhetik. So glaubt man Ansichten Venedigs in den Vasen wiederzuerkennen, wie beispielsweise die in hauchdünnen Scheiben geschnittenen Marmorschichten der Kirche Santa Maria dei Miracoli aus dem Stadtviertel Cannaregio oder die schillernde Wasseroberfläche des Canale Grande, die von zahlreichen Künstlern wie Canaletto festgehalten wurde.

Micheluzzis Glaskunst ist in zahlreichen bedeutenden öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten, darunter im Metropolitan Museum of Art in New York, im Musée Des Arts Décoratifs, Paris, im Philadelphia Museum of Art sowie im Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam.